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1. Kapitel: Im Tal

Eine braun gefiederte Ente schwamm in einem tiefen, blauen See. Der See war von viel saftig grünem Schilf umgeben. Er lag in der Mitte eines Tals und rund herum um das Tal waren grüne Wiesen mit vielen bunten Blumen, hohe Berge und Wälder. Ein Bach schlängelte sich von einem der Berge herab und floss in den tiefen, blauen See. Es war ein sonniger Tag und der Himmel war strahlend blau.
Die Ente schwamm gedankenverloren am Seeufer entlang. Ihr Name war Tal-Ente, denn sie war die einzige Ente in diesem Tal und außerdem hatte sie das Tal noch nie verlassen.
Die Tal-Ente schwamm gelangweilt durch den See. Sie zupfte an ein paar Wasserpflanzen und ab und zu schnappte sie sich auch einen brummenden Käfer oder eine Mücke, wenn sie gerade an ihr vorbeiflogen. Doch obwohl sie schließlich genügend gefressen hatte und die Sonne ihr auf das Gefieder schien und sie wärmte, war sie doch nicht glücklich.
„Hätte ich nur jemanden, mit dem ich gemeinsam hier schwimmen könnte.“, quakte sie. Die arme Tal-Ente hatte nämlich in diesem Tal keine Ente als Freund oder Freundin. Sie war einsam.
Zwei bunte Schmetterlinge tummelten sich in ihrer Nähe und wieder wurde die Tal-Ente traurig und sagte sich:
“Ach, hätte ich nur auch einen Freund! Es wäre schön eine Ente in meiner Nähe zu haben, mit der ich ein wenig quaken könnte!“
Da schwamm ein Schwarm kleiner Fische unter ihr hindurch. Auch die Fische hatten Gesellschaft in ihrem großen Schwarm, doch die Tal-Ente schwamm einsam im See. Es störte sie schon lange, dass sie keine andere Ente in ihrer Nähe kannte.
„Es muss hier doch noch andere Enten geben!“, meinte sie nachdenklich. „Irgendwo an einem anderen See vielleicht, oder…“
Da erinnerte sie sich daran, dass einmal ein großer, weißer Storch, der von Süden über die Berge an ihrem Tal vorbei geflogen war, erstaunt gekrächzt hatte:
„Ach, da ist ja noch eine Ente. Da oben an der Quelle auf dem Berg war auch schon eine. So etwas aber auch. Seit wann leben Enten denn alleine?“.
Da wusste die Tal-Ente, dass diese Berg-Ente also auf dem Berg leben musste, an dem sich der Bach zum See herab schlängelte. Von dort war der Storch gekommen.
Also dachte die Tal-Ente nun etwas fröhlicher:
„Ich könnte die Berg-Ente oben auf dem Berg besuchen. In meinem einsamen Tal wird mich wohl niemand vermissen.“
Und bestimmt würde sich die Berg-Ente auch über einen Besuch freuen. Da war sich die Tal-Ente ganz sicher!