Home / 11. Kapitel: Die Rutschpartie

„Juhuuu!“, jubelte die Tal-Ente, als der immer breiter werdend Bach sie bergab trug. Schneller und immer schneller wurde die Fahrt, denn der Berg war hoch und steil.
„Yippie, das macht Spaß!“, rief sie fröhlich.

Der Adler hörte die Stimme und wusste, dass es die Tal-Ente war. Es schien ihr gut zugehen, also brütete er ruhig weiter in seinem Nest. Gerne hätte er nach ihr gesehen, aber er musste bei seinen Eiern bleiben. Schon bald würden die kleinen Adlerkinder schlüpfen. Er war schon aufgeregt.

Die Tal-Ente schwamm nach links und nach rechts und folgte den Kurven und Biegungen, die der Bach zwischen den herbstlich gefärbten Bäumen machte. Sie hatte Spaß bei dieser Rutschpartie, trotzdem musste sie an die Berg-Ente denken. Sie fand es schade, dass sie so wenig miteinander gesprochen hatten. Eigentlich hatten sie sich gar nicht so richtig kennengelernt. Aber dann dachte sie wieder glücklich daran, dass der Bach sie direkt in den See in ihrem Tal spülen würde.
„Huiiii!“, quakte sie, als sie eine kleine Stromschnelle herabglitt.

Die drei Murmeltiere spitzten die Ohren und blickten in die Richtung, wo der Bach den Berg herabfloss. Diese Jubelschreie kamen von der Tal-Ente, darüber mussten sie gar nicht länger nachdenken.
„Ich wüsste so gerne, was die Tal-Ente noch erlebt hat. Wollen wir nicht zu ihr ins Tal huschen?“, fragte das kleinste der drei Murmeltiere die beiden anderen.
„Au ja, das machen wir!“, riefen die anderen beiden begeistert. Und schon machten sie sich auf den Weg.

Der braune Bär hatte gerade den ganzen süßen Honig aus dem Bienennest geschleckt, etwas davon klebte noch an seinem Maul, da hörte auch er die Tal-Ente.
„Nanu?“, dachte er. „Was sind das denn für seltsame Töne? Am besten ich gehe gleich weiter durch den Wald in das Tal und sehe nach, warum die Tal-Ente solche Freudenschreie von sich gibt!“, beschloss der Bär. Satt und fröhlich brummend tapste er auf seinen großen Tatzen durch den herbstlich bunten Wald.

Das Eichhörnchen war verärgert. Jetzt hatte das Gequake der Tal-Ente, die anscheinend den Bach herab schwamm, sie schon wieder beim Zählen herausgebracht. Sollte sie nun noch einmal von vorne beginnen, oder lieber zur Tal-Ente ins Tal huschen, um zu sehen, wie es ihr auf ihrer Reise ergangen war? Doch sie brauchte nicht lange nachzudenken, schon hüpfte das flinke Eichhörnchen von Ast zu Ast in Richtung Tal.

Die kleine Waldmaus hatte die Tal-Ente natürlich schon vor dem Bären gehört, schließlich war sie ja immer aufmerksam und hatte noch bessere Ohren, seit sie nachts so gut schlafen konnte.
„Oh wie schön!“, dachte sie. „Anscheinend hat die Tal-Ente ihr Reiseziel erreicht. So wie das klingt, spült sie der Bach bald in den See. Sie hat sicher viel zu erzählen. Ich werde ins Tal kommen, dann kann ich meine Ohren bei ihren Geschichten spitzen!“
Und schon war die Waldmaus unterwegs.

„Schade!“, dachte die Tal-Ente. „Dadurch, dass ich nicht zurück laufe, sondern schwimme, geht der Rückweg zwar viel schneller als der Hinweg, aber dafür treffe ich die lieben Tiere nicht, die ich kennengelernt habe. Um mit dem Eichhörnchen Rechnen zu üben, werde ich also doch noch einmal in den Wald watscheln.“
Da sah sie jedoch schon, dass die Bäume weniger wurden. Immer mehr Sonnenstrahlen schienen auf die Tal-Ente herab und sie schwamm immer schneller.
Mit einem lauten „Platsch“ rutschte die Tal-Ente über einen kleinen Wasserfall in den tiefen, blauen See. Sie blickte sich um. Ja, sie war zurück in ihrem Tal! Froh wieder daheim zu sein, schwamm sie sogleich an das schlammige Seeufer zum Frosch, damit er auch wusste, dass sie wieder zurück war. Das Seewasser war wärmer als das Wasser des Bachs. Voller Freude, wieder zu Hause zu sein, steckte sie ihren Kopf in den See, so dass ihr Schwänzchen in die Luft ragte und tauchte nach schmackhaften Wasserpflanzen. Das tat so gut! Dann schwamm sie weiter an das Ufer.
Als sie den Frosch erblickte quakte sie freudig:
„Hallo lieber Frosch!“
„Hallo Tal-Ente! Ich habe dich in den See platschen gesehen. Wie war deine Reise?“
„Es war sehr schön und auch aufregend. Aber sag mir zuerst, was hier im Tal passiert ist!“, sprach sie.
„Hier ist nichts Besonderes passiert, während du weg warst. Wie du siehst ist alles wie immer. Aber erzähl, was hast du denn erlebt?“
„Auf meinem Weg habe ich viele Tiere kennen gelernt, die sehr nett zu mir waren. Ich habe mich gut mit ihnen verstanden. Nur mit der Berg-Ente ganz oben auf dem Berg bin ich nicht so wirklich in ein Gespräch gekommen. Sie ist sehr in sich gekehrt. Aber…!“
Sie wollte gerade weitersprechen, da sah sie den großen, braunen Bären aus dem Wald stapfen.